top of page

Demotivation beim Malen bekämpfen: Tipps für Künstler

Autorenbild: Leo SchwabLeo Schwab

Manchmal ist das Malen das Schönste auf der Welt. Man ist zufrieden mit dem Ergebnis, es hat alles geklappt und man hat das Gefühl, man will gleich mit dem nächsten Bild beginnen. Andere Male - und das ist leider keine Seltenheit - ist das Malen eine weniger schöne Sache. Meine Gedanken während dem Malen sind dann ungefähr diese: "Irgendwie stimmen die Farben nicht... Ausserdem stimmt etwas mit den Schatten nicht... und eigentlich ist die Komposition sowieso schei...". Man kommt vom Hundertsten ins Tausendste und bevor man sich versieht, ist man komplett demotiviert. Nun, eigentlich wäre das ja nicht weiter schlimm, wenn man es einfach bei dem belassen würde, was es ist. Nämlich einfach ein schlechter Tag. Oft genug habe ich an einem Tag das zu malende Bild verflucht und gedacht, dass daraus nie was werden würde, nur um am nächsten Tag vor die Leinwand zu stehen und - ohne einen Strich getan zu haben - mir zu denken: "Hm. Ist ja eigentlich gar nicht so schlecht". Malen ist eine Achterbahnfahrt. Mal ist mal im Hoch, mal ist man im Tief. Im Folgenden gehe ich näher auf die verschiedenen Phasen des Malens ein und erläutere meine Tipps, wie man sich nicht komplett in einer Negativspirale verliert und die Phasen der Demotivation bekämpfen kann. 


Was, wenn Dich die Malerei Demotiviert? Hier meine Tipps und Tricks um damit zumzugehen.

Erwartungen sind der Anfang und das Ende

Natürlich will jeder etwas malen, dass ihm oder ihr gefällt. Man schaut sich ja auch nicht zur Belustigung einen langweiligen Film an. Das kreiert Erwartungen. Diese Erwartungen sind wichtig, denn sie treiben uns an etwas "Besseres" zu malen als gestern und verleiten dich dazu nicht einfach aufzuhören, wenn dir das gemalte Bild nicht auf Anhieb gefällt. Jedoch können Erwartungen auch deine komplette Motivation untergraben.  

Wenn die Lücke zwischen deinen Erwartungen und deinen malerischen Fähigkeiten dem Grand Canyon gleicht, wirst Du nach Malen wohl völlig erschöpft aufstehen und dich fragen, ob Du dir das morgen wirklich nochmals antun willst. Ich kenne das viel besser als mir lieb ist und nach fünf Jahren des Malens muss ich mich immer noch viel zu oft daran erinnern, dass es okey ist, wenn das Bild auf der Leinwand nicht dem in meinem Kopf entspricht. Ausserdem habe ich mal gelesen, dass das "Bild im Kopf" gar kein wirkliches Bild ist, sondern eher eine Mischung aus einem Bild, Gefühlen und verschiedenen Sinnen (Gerüche, Geräusche, etc.). Ich denke es ist allen klar, dass man so ein Ding nicht auf die Leinwand bringen kann. Deshalb mein Rat: Probiere dich daran zu erinnern, wo Du mit deinen Fähigkeiten stehst und erwarte keine Resultate, die unrealistisch sind. Glaube mir; Du wirst schneller besser werden, als Du denkst. 

Ein anderer Klassiker (zumindest für mich) ist es, ein Sujet malen zu wollen, dass sehr viel Erfahrung, Zeit und Wissen voraussetzt. Ein super Sujet ist das klassische Stillleben. Klar, es ist nicht jedermanns Lieblingsbeschäftigung einen Apfel, eine Flasche Wein und irgendein gefaltetes Textil zu malen, aber das Tolle daran ist, dass es ein relativ klar definiertes Problem ist. Es gilt drei Objekte und einen Hintergrund zu malen. Wenn man eine belebte Strasse des Hong-Kong'schen Nachtlebens malen will, stösst man wahrscheinlich schnell an seine Grenzen und ist innerhalb von kurzer Zeit komplett überfordert. Auch hier ist es ratsam: Wählen ein Sujet, dass Du in überschaubarer Zeit in einer für dich zufriedenstellender Qualität malen kannst. Es ist ein viel besseres Gefühl nach 5 Stunden einen ziemlich gutaussehenden Apfel gemalt zu haben, als eine zu einem Viertel fertige Landschaft. 

Etwas, was mich immer wieder demotiviert ist, dass ich ohne Referenzen nicht im Ansatz mit gleicher Qualität male, wie mit Referenzen. Jedoch ist es auch fraglich, ob man diesen Unterschied der Qualität jemals überwinden kann. Viele der Künstler denen ich folge, raten dazu nie ohne Referenzen zu arbeiten. Ich habe lange gebraucht um dies zu realisieren, aber man kann auch mit Referenzen arbeiten, ohne diese direkt zu kopieren. Wenn man also zum Beispiel einen Drachen malen will (den man ja schlecht aus dem echten Leben abmalen kann), kann man verschiedene Bilder von Eidechsen und Fledermäusen auf ein Moodboard kleben (oder natürlich auf dem Tablet herunterladen) und diese dann als Referenzen für die verschiedenen Körperteile des Drachens verwenden. Ich persönlich würde zum Beispiel mindestens ein Bild einer Eidechse herunterladen, bei welchem mir die Körperhaltung des Tieres gut gefällt, dann mehrere Bilder der Flügel von Fledermäusen um zu verstehen, wie diese aufgebaut sind und dann noch ein paar Bilder der Schuppen der Echsen, da diese echt gar nicht so einfach zu malen sind. So kannst Du ein Bild "aus dem Kopf" malen, hast aber immer wieder Hilfestellung, an die Du dich wenden kannst, wenn Du nicht mehr weiterweisst. Mein Rat also: Male so oft es geht mit Referenzen. Man ist schneller und das Resultat am Ende gefällt meistens mehr. 

Der letzte Punkt auf meiner unvollständigen Liste der Dinge, die einem beim Malen demotivieren können, ist wohl auch ein wenig dem Lebensstandard unserer Gesellschaft anzukreiden; die Geschwindigkeit. Auf Social Media sieht alles immer so easy und schnell aus. Man setzt sich hin und in 30 Sekunden ist das Bild fertig. Klar ist allen bewusst, dass diese Videos in 60-facher Geschwindigkeit aufgenommen und dann zusammengeschnitten wurden und trotzdem fühlt sich das malen oft nach Schneckentempo an. Hier gibt es veschiedene Herangehensweisen, wie man dieses Problem umgehen kann: 

Ignoriere es. Ja ich weiss, Probleme zu ignorieren, ist ziemlich verpönt. Aber es ist ja nicht so, als würdest Du die blinkende Öllampe in deinem Auto ignorieren. Man probiert lediglich die falschen Erwartungen (alles muss schnell gehen), die einem durch die Gesellschaft eingetrichtert wurden, zu ignorieren. Ich denke, das tut uns allen von Zeit zu Zeit mal gut ;) 

Male an mehreren Bildern. Wenn Dir ein Bild zu lange geht, lege es weg und male an einem anderen Bild weiter. Das hat den weiteren Vorteil, dass man Abstand zum Bild gewinnt und dadurch mit ganz neuer Energie an das Bild herantritt, wenn man daran weitermalt. 

Musik, Podcast, Hörbücher. Ich persönlich mag keine Podcasts und Hörbücher. Leider. Ich liebe allerdings Musik. Wenn ich Musik höre beim Malen, geht die Zeit vorbei wie im Schlaf und das Bild ist im Nu fertig. Na gut, das ist jetzt ein wenig übertrieben. Aber Musik hilft allemal. Ausserdem hilft mir Musik in den Flow-Zustand zu kommen. Aber das ist ein Thema für ein ander Mal. 


In Kürze: Malen kann demotivierend sein. Lass Dich davon nicht unterkriegen. Hier meine Tipps um nicht in einer Negativ-Spirale zu landen:


  • Probiere dich daran zu erinnern, wo Du mit deinen Fähigkeiten stehst und erwarte keine Resultate, die unrealistisch sind.

  • Wählen ein Sujet, dass Du in überschaubarer Zeit in einer für dich zufriedenstellender Qualität malen kannst.

  • Male so oft es geht mit Referenzen.

  • Lass Dich nicht stressen, falls es Dir zu langsam geht. Malen ist ein Prozess und je öfter man malt, desto schneller wird man. Ausserdem: Gut Ding will Weile haben!

Comments


  • Instagram

Leo's Art by Leo Schwab (2024)

bottom of page